Über mich

 

An einem nebligen Novembertag gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde ich in einer ziemlich verdreckten Stadt mit Namen Karl-Marx-Stadt geboren. (auch bekannt als die Stadt mit den drei "o" [Korl-Morx-Stodt] oder in neuerer Zeit auch wieder als Chemnitz). Zwar etwas zu früh, aber das war dringend notwendig. Denn mein errechneter Geburtstag wäre genau auf Weihnachten gefallen. Und es gibt ja nichts schlimmeres als an Weihnachten Geburtstag zu haben. (ich sage nur: einmal feiern, einmal Geschenke... das ist ja ein gefundenes Fressen für die Verwandtschaft zum Sparen!) 

Da war ich nun auf dieser Welt, ein kleines hilfloses Frühchen, Beine so dick wie die Daumen meines Vaters, tiefblau weil mein Körper irgendwie vergessen hatte sich zu beheizen. Noch heute muss ich mir erzählen lassen, wie ich in zig decken eingepackt am Ofen saß. So im Nachhinein muss man sich eigentlich wundern, dass ich überhaupt die ersten Monate überlebt habe.

Sechseinhalb ziemlich ereignislose Jahre später hatten ein paar schlaue Leute die unergründliche Idee, mich in die Schule zu schicken. Damit ich es nicht so weit hatte, durfte ich die 300 Meter entfernte "Allgemeinbildende polytechnische Oberschule Alexander Dymschitz" in Leukersdorf besuchen. (Was ist eigentlich "polytechnisch"? und wer zum Geier war Alexander Dymschitz?) Anfangs hat das ja noch ziemlich Spaß gemacht. Was allerdings nicht alle verstanden, wie die Beurteilungen auf meinen Zeugnissen zu verstehen gaben. Dort fanden sich immer mal wieder Formulierungen wie: "Versucht gern Forderungen Erwachsener zu übergehen", "Ratschläge und kritische Hinweise Erwachsener und seiner Mitschüler nimmt er oft nicht an. So kommt es zu Auseinandersetzungen im Klassen- und Schulkollektiv.", "lässt es an Sorgfalt, Ergeiz und Ausdauer fehlen", "Sein Verhalten steht im Widerspruch zu seinen Leistungen", (ein Jahr später wurde daraus sogar ein "starker Widerspruch"). Auf gut deutsch, ich war zwar ein relativ guter Schüler, aber die Lehrer hatten ihre liebe Not mit mir. Und das einzige Mittel sich an mir zu rächen waren schlechte Verhaltensnoten, Verweise, Tadel und eben Zeugnisbeurteilungen. Auch bei den Mitschülern war ich wegen meiner großen Klappe nicht sonderlich beliebt. Besonders gegenüber älteren war ich einfach nicht ruhigzustellen. Erst als ich in der zehnten Klasse war, löste sich das Problem von selbst, da mittlerweile aus der "POS" eine Realschule geworden war. Da waren keine älteren Schüler mehr da, also konnte alle kriminelle Energie gebündelt und ungeschwächt an Lehrer weitergegeben werden. Zu meinem ganz großen Glück entschied der Freistaat Sachsen gerade zu dieser zeit, das Verhaltens- und Mitarbeitsnoten nichts auf einem Zeugnis zu suchen hätten. So hatte ich wenigstens ein Bewerbungs-Zeugnis ohne Verhaltensnote und ohne Beurteilung, welche schon vier Jahre vorher abgeschafft wurde.

 

wird fortgesetzt..........

 

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